Die integrierte Planung als funktionales Zusammenspiel von Ergebnisrechnung, der Bilanz und der Cash-Flow Rechnung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Unterstützt wird dieser Planungsansatz durch den treiberbasierten Fokus, welcher die Planung auf die wesentlichen Ursache-Wirkungsbeziehungen reduziert. Im Zuge der zunehmenden Volatilität (Stichwort VUKA) ist es jedoch angebracht, die integrierte Planung mit Simulationen zu verknüpfen. Wie das an einem Beispiel mit MC FLO und Excel konkret funktioniert, zeigen wir Ihnen hier.
Dabei möchten wir vorab klarstellen, dass das Beispiel als Spielwiese und Inspiration gedacht ist. Monte-Carlo Simulationen sind in Zusammenspiel mit der Unternehmensplanung keine Fiktion, sondern real und mit der ungeheuren Möglichkeit ausgestattet, die Planung radikal umzugestalten und erheblich zu vereinfachen. Mit Simulationen und MC FLO können Sie den Fokus auf das Wesentliche legen. Ergänzt wird dies mit der Möglichkeit auf Basis von Zeitreihenmodellen Forecasts für Mengen und Preise zu erstellen. So können Sie rollierende Forecasts mit einem Klick top-down initialisieren und einen Vergleich mit den bottom-up aufbereiteten Zahlen vergleichen.
Nun los: Stellen wir uns vor, dass wir als Aufgabe die mittel-/langfristige Planung einer KMU für die nächsten fünf Jahre und dies alle zwei Jahre aufzustellen haben. Dabei sollen insbesondere geschäftsfallspezifische Informationen in die Planung einfliessen als auch der treiberbasierte Ansatz herangezogen werden. Als Plan-Plan Vergleich soll auf die vorgängige Mittelfristplanung und im Hinblick auf einen Plan-Ist Vergleich auf die tatsächlichen Verhältnisse im Vergleich zum letzten Jahresbudget Bezug genommen werden. Zudem sollen für das laufende Budgetjahr unterjährige automatisierte Prognosen auf Basis von Zeitreihenmodellen möglich sein. Neben einem real case sollen auch ein best und worst case Szenario die Performance des Unternehmens aufzeigen. Dabei werden die Szenarien als Schranken der resultierenden Verteilung aufgefasst, womit gute und schlechte Zustände gemischt einfliessen. Der Unternehmensplan erlaubt somit die in Zukunft notwendigen Investitionen und mögliche Liquiditätslücken frühzeitig zu entdecken.
Die Kombination einer geschäftsfallspezifischen Planung mit dem treiberbasierten Ansatz bedingt, dass der zu modellierende Positionsrahmen auf aggregierter Ebene beschränkt bleibt und daher von der operativen Granularität (detaillierte Kostenarten auf Kostenstellen verteilt) abstrahiert. Als Planungsobjekt sind daher Geschäftsfälle ausgewählt worden. Für jeden Geschäftsfall sind im Planmodell die Annahmen nach bekannten und unsicheren Grössen differenziert. Die Logik des Geschäftsfalls wird dann mittels Verknüpfung der einzelnen Variablen/Treiber konkretisiert, wobei auch Korrelationen zwischen den Variablen berücksichtigt werden. Resultat ist somit eine Ergebnisrechnung inklusive Cash-Flow Statement für jeden einzelnen Geschäftsfall, wobei für die unsicheren Variablen Bandbreiten über Verteilungsfunktionen in das Modellsetting statt klassischer Punktwerte einfliessen.
Die Summe der Geschäftsfälle wird dann in der Tabelle "Konsolidiert" zusammengeführt, woraus die wesentlichen Kennzahlen (EBITDA, EBIT, Cash-Flows, Leverage etc.) gesamthaft abgeleitet werden. Zum einfacheren Ausweis der verschiedenen Cases (best, worst, real) und für die unterjährige Performancemessung sind die konsolidierten Zahlen in drei Abschnitte unterteilt.
Bei der Bildung der Geschäftsfälle und der Konsolidierung ist anzumerken, dass die Zahlen initial den Zustand vor einer Simulation abbilden und folglich allein die Mittelwerte der unsicheren Variablen aus den Geschäftsfällen eingeflossen sind.
Die Konkretisierung und Ableitung der Cases für den Fünfjahresplan und in Bezug auf die Kennzahlen wird im Tabellenblatt "Unternehmensplan" vorgenommen, welche auf einen Blick die Erfolgsrechnung, Bilanz und Cash-Flow Rechnung darstellt.
Da für viele Entscheidungsträger der simulationsbasierte Planungsansatz Neuland darstellt, können im Cockpit auch die Ergebnisse allein in Bezug auf die Mittelwerte der jeweiligen unsicheren Variablen dargestellt werden, was im Umkehrschluss einen Vergleich der klassischen statischen Planung (einwertige Planung) mit der Simulation zulässt.
Schaltzentrale der Planung stellt das Cockpit dar. Im Mittelteil haben wir einen Plan-Ist Vergleich des letzten Jahresbudgets als Referenzgrösse zur aktuellen Planung gegenübergestellt. Er zeigt auf, wie gut die alte Planung war und ergänzend, ob die aktuelle Planung als realistisch im Hinblick auf die gestellten Annahmen eingestuft werden kann. Die tatsächlichen Werte des letzten Jahres werden anhand der ermittelten Bandbreite (95%-Konfidenzniveau) auf Zielwertabweichungen gemessen. So zeigt sich, dass der Betriebsertrag mit 3.70 MCHF unter dem Planwert von 3.74 MCHF unter Berücksichtigung der Schätzgenauigkeit [3.74 MCHF; 3.76 MCF] zu liegen kam (nochmals: die Zahlen sind rein fiktiv).
Zur Veranschaulichung der Resultate nach einer Monte-Carlo Simulation haben wir im Cockpit auf der linken Seite die einzelnen Planwertgrössen im Vergleich mit dem vorherigen Plan dargestellt. Da der simulationsbasierte Ansatz eine genaue Erfassung der Zielgrössen ermöglicht, ist diese für den Real-Case in Anlehnung an die Performance aus vorangehenden Perioden am 55% Perzentil geknüpft. Für das Jahresergebnis über die nächsten 5 Jahre ergibt sich dabei ein Wert von 12.26 MCHF. Vereinfacht ausgedrückt bringt der Wert zum Ausdruck, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 45% die Zielgrösse übertroffen werden kann. Im Best-Case (bezeichnet mit Chancenexposure) mit der Schranke von 60% besteht hingegen nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 40%, dass der damit verbundene Zielwert von 12.8 MCHF übertroffen wird. Wer sich die Kennzahlen der einzelnen Jahre nach einer Simulation genauer anschaut, wird feststellen, dass deren Summe nicht den oben zusammengefassten Grössen entsprechen, was auf den Effekt der Aggregation zurückgeführt werden kann. Vereinfacht bedeutet dies, dass bei einer Planung unter Berücksichtigung der Unsicherheit die gängige Regel, dass 1 + 1 = 2 lauten muss, bei Verlassen der Mittelwerte nicht mehr gilt und daher nicht allein auf die Summe der einzelnen Jahre abgestellt werden kann, um die Performance über den Planungszeitraum zu messen.
Folgend sehen Sie die Ergebnisse in Bezug auf den Free-Cash Flow der Planung, welche sowohl in der Modellarbeitsmappe als auch in einem separaten Fenster dargestellt werden können. Was früher mit sehr viel Aufwand verbunden war, namentlich die Identifizierung der relevanten Treiber über die Planungsperiode, ist nun klar und sofort anhand einer Simulation ersichtlich. Es zeigt sich, dass die Menge des Geschäftsfalls 1 positiv mit dem FCF, währenddem die Menge des Geschäftsfalls 2 negativ mit dem FCF korreliert (wer sich wundert, dass die Menge des Geschäftsfalls 2 negativ mit dem FCF korreliert, sei in Erinnerung gerufen, dass MC FLO die Modellierung von Korrelationen erlaubt, was hier in Bezug auf die Mengen der Geschäftsfälle 1 und 2 und unter der Annahme von Substitutionseffekten vorgenommen wurde).
Eine Herausforderung für viele Unternehmen stellt die unterjährige Steuerung dar. Daran sind Fragen der kurzfristigen Performance auf Basis tatsächlicher Zahlen geknüpft. So stellen immer mehr Unternehmen die Anforderung, dass rasch und möglichst automatisiert Prognosen für einzelne Key Performance Indikatoren zur Verfügung gestellt werden, was auf Neudeutsch als "Predictive Analytics" zusammengefasst werden kann. Hierzu stellt MC FLO diverse Zeitreihenmodelle (AR, MA, ARMA, ARCH, geometrisch Brownsche Reihe, Holt-Winters) zur Verfügung, welche etwa nach jedem Monatsabschluss angestossen werden können, um Aussagen zur Entwicklung über die nächsten Perioden zu treffen. Folgend wird angenommen, dass ausgehend von den IST Zahlen bis Monat Oktober eine Prognose bis zum Ende des Jahres erstellt werden soll, wobei in Bezug auf den Betriebsertrag auf das Holt-Winters Modell abgestützt wurde. Wie ersichtlich liegen die IST Werte deutlich unter dem Budget und gemäss Modell sind für die Monate November und Dezember anhand des bisherigen Verlaufs auch keine Umsatzsprünge zu erwarten.
Fazit: Die simulationsbasierte Unternehmensplanung in Kombination mit der integrierten Planung ist keine Fiktion. Mittels Simulationsprogramme auf Basis von Microsoft Excel lassen sich diese ohne grossen Aufwand umsetzen. Die Simulation erlaubt Ihnen sich auf die wesentlichen Sachen zu konzentrieren, da die Zusammenhänge der Planung schnell, transparent und fokussiert aufgezeigt werden.
Ein Einwand noch: für komplexere Planungen eignet sich Excel weniger. Sie sollten dann für die integrierte Planung nach anderen Lösungen Ausschau halten, welche Excel Add-Ins - wie vorliegend MC FLO - unterstützen und somit auch Monte-Carlo Simulationen unter Berücksichtigung von Korrelationen erlauben. Als Alternative und insbesondere für grössere Unternehmen ist eine integrierte Planungssuite - losgelöst von Excel - zugegebenermassen die bessere Alternative. Davon gibt es aber nicht viele, welche Simulationen unter Berücksichtigung von Korrelationen unterstützen. Unser Rat: bevor Sie viel Geld in solche Planungssuiten investieren, versuchen Sie mit einer Excellösung Verständnis für Simulationen zu schaffen und eine Vorstellung über das zu gewinnen, wie Sie Ihr Unternehmen optimal steuern können.
Schlusswort: Die hier vorgestellte Vorlage (Exceldatei) für die simulationsbasierte Unternehmensplanung ist für Benutzer von MC FLO, welche mindestens eine zweijährige Lizenz bezogen haben, kostenlos erhältlich. Melden Sie sich einfach bei unserem Support. Beachten Sie aber, dass die Vorlage ohne weiteren Support bereit gestellt wird und wir auch keine Gewähr für die Richtigkeit der Verknüpfungen übernehmen. Sie können die Vorlage aber nach Ihren Wünschen beliebig anpassen und erweitern.
Viel Erfolg.
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